Architektur und Marmor: Dialoge zwischen Geist und Materie
Beschreibung
Hossein Amanat und Fariborz Sahba: wo Struktur Spiritualität ist
Erstmals wird das Material ausgestellt, das im historischen Archiv von Margraf – Industria Marmi Vicentini – aufbewahrt ist. Es umfasst Originalzeichnungen, einen regen Briefwechsel, Dokumente zu den verschiedenen Bauphasen, Fotomaterial, Videos aus der damaligen Zeit und architektonische Elemente im Maßstab 1:1. Gestützt auf seine Erfahrung auf dem Gebiet der Architektur, die sich im Laufe des über 100-jährigen Bestehens angesammelt hat, entwickelte das Unternehmen aus dem Raum Vicenza durch die sachkundige Modellierung eines so komplexen Werkstoffs wie Marmor zukunftsweisende Werke, die zu Sinnbildern menschlichen Geistreichtums wurden.
In einer Zeit wie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten Computer noch nicht zu unserem Alltag und wurden in der Architektur vor allem für sehr komplexe technische Berechnungen eingesetzt. Die Ausstellung „Architektur und Marmor: Dialoge zwischen Geist und Materie“ dokumentiert, wie die in der Ausführungsphase auftretenden Probleme im Einzelfall gelöst wurden dank jahrhundertealter Erfahrung, dank eines lebhaften Verstandes, dank einer produktivitätssteigernden Kreativität, dank einer Intelligenz, die in absoluter Genialität mündet, wenn sie zur Schaffung von situationsspezifischen Maschinen eingesetzt wird, um ganz neue Lösungen für unüberwindlich scheinende Problematiken zu finden.
Die Architektur ermöglicht den Dialog des Menschen mit der Natur, um einen Ort zu erschaffen, der diverse Aufgaben erfüllen kann. Die Errichtung eines Gebäudes ist ein Schaffensprozess, an dessen Ende nach Einbringung gefestigten und experimentellen technischen Wissens und Sachverstandes ein harmonisches Resultat steht, dessen einzelne Bau- und Zierelemente Ausdruck einer Kultur, einer historischen Epoche sind.
Die Ausstellung „Architektur und Marmor: Dialoge zwischen Geist und Materie. Hossein Amanat und Fariborz Sahba: wo Struktur Spiritualität ist“, die vom 20. Oktober bis zum 19. November 2017 im Cisa-Palladium Museum in Vicenza stattfindet, begleitet den Besucher auf einem so noch nicht dagewesenen Rundgang durch architektonische Werke, die im 20. Jahrhundert im mittleren Osten und in Asien von zwei Architekten iranischer Herkunft erbaut wurden, von H. Amanat und F. Sahba. Die gemeinsamen Nenner der auf dem Ausstellungsrundgang illustrierten Gebäude sind der Auftraggeber, nämlich die Religionsgemeinschaft der Bahai und die Tatsache, dass für die Errichtung der sehr kostbare pentelische Marmor verwendet wurde, der strahlend weiße antike Marmor griechischen Ursprungs also, aus dem der Parthenon erbaut ist.
Der Architekt Hossein Amanat (1946), gebürtiger Iraner, der nun die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt- ein Enfant prodige, hatte 1966 soeben seinen Abschluss an der Universität Teheran gemacht, als er die Ausschreibung für den „Azadi Tower“ gewann, das architektonische Werk, mit dem der letzte Schah von Persien das 2.500-jährige Bestehen des Achämenidenreiches begehen wollte. Von diesem Architekten werden in der Ausstellung drei Gebäude des Bahai-Geländes in Haifa gezeigt: das „Universelle Haus der Gerechtigkeit“, das „Zentrum für das Studium der heiligen Bahai-Schriften“ und das „internationale Lehrzentrum“. Hinzu kommt der „Bahai-Tempel“ auf Samoa.
Vom Architekten Fariborz Sahba, in Iran geboren und ausgebildet, nun amerikanischer Staatsbürger, werden die Dokumente zum „Lotustempel“ in Neu-Delhi und zu den 18 Terrassen der „monumentalen Treppe des Schrein des Báb“ in Haifa gezeigt.
Der „Lotustempel“ wurde in den 80er-Jahren in Bahapur errichtet, das früher zur Peripherie von Neu-Delhi gehörte. In ihm kommen die Studien zum Ausdruck, die der Bauplaner zur Kunst und zur traditionellen Architektur Indiens durchführte, um die Bewohner des Landstrichs, in dem der neue Tempel entstehen sollte, in ihrer Denkweise von Grund auf zu verstehen. Sahba gelang es schließlich, die Konzepte der Reinheit, der Einfachheit und der Spiritualität in der Form der Lotusblüte herauszukristallisieren, einem Element, das in den Kulturen und Glaubenslehren des Orients häufig wiederkehrt. Sein Entwurf stellt eine Lotusblüte dar, die fast ganz aufgebrochen ist, auf dem Wasser treibt und von Blättern umgeben ist.
Ihre Form ist die Geometrie einer Kugel, die sich in 18 Blütenblätter öffnet, die den 9 Tempeleingängen und dem Kranz mit den 9 äußeren Blütenblättern entsprechen, während eine Torusdrehung des Kreisumfangs die inneren 9 Blütenblätter bildet. Das Gebäude als geometrische Entwicklung der wunderbar reinen Kugelform.
Die Verkleidung aus pentelischem Marmor, die die gesamte Außenfläche des Baus und die Innenbögen überzieht, wurde in Italien von Margraf (damals noch unter dem Namen „Industria Marmi Vicentini“) vorgearbeitet. Platten für eine Gesamtfläche von etwa 10.000 m2 wurden geschnitten, wobei man die Kontur der einzelnen Platten so arbeitete, dass die berechnete Form der Geometrie und den architektonischen Linien des Gebäudes folgte. Am Schluss wurde das Material versendet und auf der Baustelle eingebaut.
Den Abschluss des Ausstellungsrundgangs bildet die Präsentation eines neuartigen Entwurfs von Raffaello Galiotto, seines Zeichens „Arcolitico“: ein experimenteller Parabelbogen aus Fior di Pesco Carnico, Margraf besitzt den einzigen weltweit existierenden Marmorbruch, von erheblichen Abmessungen (12 x 3,5 x 14,5 m), der am Rechner mit parametrischer Software entworfen und ausschließlich mit numerisch gesteuerten Seilsägen getrennt wurde.
Mit diesem Entwurf überwindet der Gestalter den traditionellen Ansatz einer Modellierung der steinernen Materie mittels Abtragung nicht benötigter Teile. Stattdessen bildet er die komplexe, gebogene, geriffelte Hohlform durch Trennung der Teile, wobei fast kein Ausschuss mehr anfällt.
Ein durch den Bogen versinnbildlichtes Eingangsportal erhebt sich zu einer neuen Zeit, in der Naturstein, mit modernster Technologie bearbeitet, noch seine vielfältigen Möglichkeiten mit einer durch und durch zeitgenössischen Formensprache zum Ausdruck bringen kann.
Über Margraf
Die Geschichte von Margraf – ursprünglich Industria Marmi Vicentini – beginnt 1906 in Chiampo, in der Provinz Vicenza, und zeichnet sich schon seit der Gründung durch eine extreme Aufmerksamkeit für Forschung und technologische Innovation aus und vor allem durch die enge Zusammenarbeit mit prestigereichen internationalen Architekten. Nach mehr als 100 Jahren gehört Margraf zu Recht zu den weltweit führenden Unternehmen der Branche. Eine meisterhafte Gewinnung der Marmoren aus den Marmorbrüchen, um sie in geschliffene Platten oder kleine Fliesen zu verwandeln, und ein breit gefächertes Sortiment kostbarer Materialien und exzellenter Produkte für das Bauwesen und die Architektur (von den internen Wandverkleidungen bis zu den externen Fassaden und den Einrichtungselementen, vom Badezimmer bis zur Küche) sind nur einige der Vorteile, durch die Margraf heute in aller Welt bekannt ist und geschätzt wird. Alles ohne den Respekt vor der Umwelt aus den Augen zu verlieren, sondern im Gegenteil in alle Bereiche zu investieren, die jede Art von Umweltschaden reduzieren: von den technologisch fortschrittlichsten Ausrüstungen bis zu den Projekten zur Nutzbarmachung der Landschaft und bis hin zu starken Investitionen in Energieeinsparungen und in die Nutzung erneuerbarer Ressourcen. Bei Margraf sind Vergangenheit und Gegenwart perfekt verknüpft: Ein Unternehmen der Spitzenklasse, das sich kräftig und enthusiastisch in die Zukunft bewegt.
Pressebüro und PR:
Gagliardi & Partners
Informationen: Nicolò Soranzo
Tel.: +39 049 657311 – [email protected]
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